Keimung der Aussaaten

Anleitung für erfolgreiche Aussaaten

Wie geht die Aussaat am Besten ?

Warum eigentlich Aussaaten ?

Bei eigener Aussaat erlebt man den gesamten Lebensablauf einer Pflanze direkt. Man hat Kontrolle über das Ergebnis und kann selbst beeinflussen, wie die Pflanze kultiviert und wann geerntet wird. Aussaaten sind relativ preiswert und effektiv. Man kann schnell mal eine große Menge an Pflanzen anziehen und dabei zuschauen, wie die Natur funktioniert, etwas heranwächst und wie uns wundervolle Ernten und blühende Beete geschenkt werden. Die selbst gezogenen Pflanzen verschönern den eigenen Garten mit herrlichen Blumenbeeten. Sie erfreuen sich damit nicht nur selbst, sondern fördern auch die wertvolle Insektenwelt, die wir unbedingt erhalten müssen, insbesondere die Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und weitere Nützlinge. Dafür gibt es hier eine große Saatgutvielfalt.

Welche großen Vorteile bringt die Kultur im eigenen Garten ?

Wie wohlschmeckend und gesund selbst gezogenes Gemüse ist, wenn man weiß woher es kommt, kann jeder selbst bestätigen. Entscheidend ist auch, das mit organischer Düngung und ohne Pestizide im eigenen Garten kultiviert wird. Jedes Gemüse sollte nur bei Vollreife geerntet werden. Alle, die schon einmal köstliche Erbsen frisch vom Strauch gegessen haben, kennen den Unterschied zur Dosenkost. Ein wichtiger Grund ist auch die Auswahl besonders geschmackreicher Saatgutsorten. Hiermit bestimmt man das optimale Geschmacksziel von Anfang an. Besonders wichtig ist es, mit Kindern das eigene Gemüse anzuziehen, um Ihnen den Werdegang der Nahrung zu verdeutlichen.

Was sollte man vor der Aussaat beachten ?

Die richtigen, für die eigenen Ziele passenden Arten und Sorten auswählen. Die Lage berücksichtigen, die Bodenverhältnisse beachten. Was wächst wo am Besten ? Habe ich einen schweren Lehmboden, oder einen leichten durchlässigen Sandboden ? Brauche ich sonnige oder eher schattige Standorte ? Informationen dazu stehen in der Regel auf den Samentüten, oder man lässt sich vom Fachmann vor Ort z.B. auf einer Gartenausstellung beraten.

Was wird benötigt ? 

1. Das richtige Saatgut aussuchen, hoch keimfähig sollte es sein (Datum auf den Samen-Tüten gibt Aufschluss darüber)
2. saubere oder neue Aussaatschalen benutzen, Hygiene ist sehr wichtig
3. nur gute Aussaaterde oder Kakteenerde verwenden
4. einen Pikierstab benutzen, besonders bei großen Samen um das Abknicken beim Pikieren (Vereinzeln) der Sämlinge zu verhindern
5. ein kleines Erdsieb für Dunkelkeimer ist immer nützlich, damit das Saatgut fein mit Aussaaterde übersiebt werden kann
6. empfehlenswert ist auch Folie oder Glas zur Abdeckung um die Feuchtigkeit in der Saatschale zu halten
7. eine kleine Gießkanne mit feiner Brause bereithalten zum feinen angießen der Aussaaten
8. eine Sprühflasche mit Wasser für die Befeuchtung kleinerer Saaten
9. wetterfeste Stecketiketten und einen Kugelschreiber, um die Sorte und den Aussaat-Zeitpunkt zu dokumentieren für die weitere Kultur.

Wann und wo wird ausgesät ? Grundsätzlich hängt dies von der Jahreszeit ab.

Ab Februar bis März wird im Hause oder im beheizten Gewächshaus in Saatschalen oder Töpfen ausgesät. Die Pflanzgefäße müssen unbedingt innen und außen sauber sein, um Probleme mit Bakterien und Pilzen zu vermeiden, die eine erfolgreiche Aussaat verhindern können. Sehr wichtig ist das ausreichende Licht und die Helligkeit, die auf die Aussaaten trifft. Stehen Aussaaten zu dunkel, kommt es zu verhungerten Aussaattrieben, die nicht verwertbar sind.  

Als Aussaatsubstrat sollte nur gute Aussaaterde gewählt werden. Diese ist für die meisten Aussaaten optimal, nicht zu viel Nährstoffe für kleine Sämlinge wie z.B. Löwenmaulsaat und nicht zu wenig für starke Sämlinge wie z.B. Kürbissamen. Kompost eignet sich nicht für Aussaaten, weil es in dem Kompostsubstrat nur so von Bakterien und Pilzen wimmelt. Für die darin außerdem enthaltenen Kleinstlebewesen ist eine frische Aussaat immer eine Delikatesse. Verpilzung und Schimmel sind ebenfalls schädlich für die Aussaat.
Die Aussaattemperaturen im gewählten Anzuchtsraum sollten den optimalen Anforderungen der gewählten Saat entsprechen. Unbedingt die optimale Aussaattemperatur, Helligkeit und Saattiefe beachten. Hinweise dazu erfragen oder auf der Samentüte nachlesen.

In den Monaten April bis Mai kann auch in einem mäßig beheizten Gewächshaus, in einem Hochbeet mit Abdeckung aus Glas oder Doppelstegplatten, sowie in einem Mistbeet/ Hügelbeet oder in einem Frühbeetkasten ausgesät werden. Der Standort sollte in jedem Fall frostfrei sein, um die empfohlene Aussaattemperatur zu halten.

Alle anderen Saaten werden ab Mitte Mai nach den Eisheiligen direkt ins Beet oder Hügelbeet gesät. Dieser Zeitpunkt ist traditionsgemäß ideal, da ab diesem Zeitpunkt keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind und die Bodentemperatur ausreichend warm genug ist, z.B. für die Bohnenaussaaten.

Im Spätsommer werden dann zweijährige und mehrjährige Blumen wie Stockrosen, Glockenblumen, Akelei, Goldlack, Veilchen, Stiefmütterchen und weitere Blumen von August-September direkt ins freie Beet gesät für die Blüte im Folgejahr und teilweise für die Blüte in vielen weiteren Jahren. Hier ist die korrekte Aussaattiefe und die geregelte Bewässerung der Saat besonders wichtig.

Die Herbstaussaaten von winterfesten Gemüsearten wie Grünkohl, Palmkohl, Feldsalat, Spinat, Postelein kann oftmals noch bis Mitte Oktober erfolgen, wenn es die Außentemperaturen zulassen. Die geregelte Bewässerung und die Aussaattiefe der Saaten sind auch hierbei sehr wichtig.  

Welche Aussaattypen gibt es beim Saatgut ?

Grundsätzlich gibt es die Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Größe des Saatguts, den optimalen Kulturbedingungen jeder Pflanzenart und deren Herkunftsstandorten.

Was ist zu beachten ?

Es gibt Lichtkeimer. Diese werden nur auf die Oberfläche des Substrats gesät und nur leicht angedrückt. Am Wichtigsten ist die Bewässerung der Aussaat, nicht zu viel und nicht zu wenig. Das richtige Augenmaß ist dabei wichtig und ein bisschen Erfahrung hilft hier sehr. Abgedeckt werden Lichtkeimer sinnvollerweise mit einer Folie, Glasplatte oder einer durchsichtigen Doppelstegplatte. Diese schützen die Aussaaten vor Austrocknung und Unterkühlung. Wenn die Sämlinge gleichmäßig 1-2 cm hoch sind, wird die Abdeckung entfernt oder einseitig hoch gestellt. Wenn die Sämlinge kräftig und groß genug sind, werden sie in kleine Töpfe pikiert. Danach können sie später ins Freie gepflanzt werden. Lichtkeimer sind z.B. alle Mohnarten, Fingerhut, Löwenmaul, Portulakröschen, Petunien, Schleierkraut und andere sehr feine Samen.

Wie der Name schon sagt, benötigen Dunkelkeimer für die Keimung als Abdeckung eine Erdschicht von 1 cm oberhalb der Saat. Es handelt sich in der Regel um größere Samenkörner und Arten, die oft eine natürliche wachsartige Ummantelung besitzen, wie z.B. alle Veilchen und Stiefmütterchen und große Samen wie z.B. Kapuzinerkresse, Sonnenblumen, Ringelblumen und einige tropische Saaten, z.B. Palmen, Ravenala oder Strelitzien. Diese müssen erst einmal viel Wasser bekommen, bevor die Keimung einsetzen kann. Die Aussaattiefe gewährleistet zudem auch die gute Standfestigkeit der Sämlinge.

Kaltkeimer kommen aus kühleren Klimazonen oder Höhenlagen. Dort müssen diese bei geringeren Temperaturen von 10-15 Grad C keimen, da sonst keine Keimung erfolgen kann und somit ein Wachstum dort gar nicht möglich wäre. Diese Arten sind an den Standort angepasst. Die Aussaaten müssen gut feucht gehalten werden, jedoch ohne Staunässe. Da dort der Sommer oft kurz ist, müssen die Pflanzen hier zügig wachsen und blühen. Dazu zählen einjährige Sommerblumen und einige winterharte Pflanzen, wie z.B. Akelei, Rittersporn, Liebeshainblume, Spiegeleiblume und die Waldrebe.

Frostkeimer. Auch hier sagt es der Name schon. Sie stammen aus Höhenlagen in frostiger Atmosphäre. Hier ist die Kulturperiode in der Regel sehr kurz und es muss schnell gehen. Die Saat benötigt unbedingt Frost zur Keimung. Dies kann man leicht in der Tiefkühltruhe erreichen. Einfach die Samentüte zur Vernalisation (Winterimpuls) für 2 Wochen bei -18 Grad C in die Kühltruhe legen. Danach wird wie gewohnt ausgesät. Die Keimung setzt dann oft erst nach Monaten ein. Immer durchgängig feucht halten. Beim Enzian kann die Keimung auch schon mal ein Jahr dauern. Hierbei ist Geduld gefragt.

Heißkeimer kommen meistens aus Australien oder Südafrika. Hierzu gehören Thysanotus, Banksia, Grevillea, um nur einige zu nennen. Das Saatgut dieser Pflanzen benötigt am Naturstandort, wie in dem Fall Australien in der Regel einen Buschbrand, damit die harten Samenkapseln überhaupt aufspringen und sich vermehren können. Die Temperatur muss mindestens 70 Grad C erreichen, bevor es zur Keimung kommen kann. Regenschauer die danach einsetzen, sorgen dann auf dem heißen Boden für perfekte Aussaatbedingungen dieser Gewächse. Dann erst können sie wachsen und blühen.

Die Schwerkeimer wie z.B. Erdbeeren liegen lange im Saatbeet, bis sie keimen. Diese stammen meistens aus stark schwankenden Klimaverhältnissen und der Samen „wartet ab“ bis die optimale Temperatur für einen längeren Zeitraum vorliegt, damit die erfolgreiche Keimung stattfinden kann. Die Keimdauer kann 20-50 Tage dauern. Wichtig ist hier die konstante und mäßige Feuchtigkeit der Aussaat.

(c) Uwe Siebers